Unterhaltsame „Glühwürmchen“
Das Ensemble aus Köln traf beim Neujahrskonzert des Kunstvereins Gelderland den Geschmack des Publikums. In der Aula der Gelderner Liebfrauenschule lebten zwei Stunden lang die „goldenen“ 20er Jahre wieder auf.
von Lisa Steeger / Rheinischepost / 07.01.2019
GELDERN Beim Neujahrskonzert des Kunstverein Gelderland ging die Vorsitzende Inge Ruhe in der sehr gut gefüllten Aula der Liebfrauenschule auf den Wechsel der Räumlichkeiten ein: „Diese frisch renovierte Aula hat genau die richtige Größe für ein mittleres Publikum.“
Im legendären Jazzclub „Papa Joes Klimperkisten“ formierte sich 1990 die „Glühwürmchen“, die die Zuschauer mit schwungvollen Melodien und Couplets in einem über zweistündigen Konzert à öa Gatsby grandios unterhielten.
Das Programm der Musiker um Elke Buschmann mit Swing, Schlager und Kabarett im Stil der 1920er Jahre entführte das Publikum in eine goldene Vergangenheit, als allerdings ein Pfund Brot eine Milliarde Reichsmark kostete, wie eine Stimme aus dem Off verkündete.
Es war die Zeit, die als „Tanz auf dem Vulkan“ in die Geschichte einging, die aber auch als der „Tanz auf der untergehenden Titanic“ anmutete.
Als Tanz war der „Original Charleston“ gemeint, bei dem sich Anne-Sophie Mundt mit zauberhaftem französischen Akzent und ihrer original Grammophongeige von 1923 präsentiert. Iris Lamouyette und Elke Buschmann beherrschten neben ihrem zauberhaften Gesang Akkordeon und Klarinette.
Ihren Namen verdankt die sechsköpfige Gruppe dem Glühwürmchen-Idyll von Paul Lincke, bei dem es „flimmerte und schimmerte“ und auch englisch verswingt vorgetragen wurde. „Just a Gigolo“ gab es sogar mit einer Kölschen Strophe.
Der wortspielerische Gesang „Ich steh‘ mit Knut gut“ leitete über zum bekannten Kölner Vortragskünstler Hanns Buschmann. Mit Kurzbiografie des 1870 geborenen Otto Reuter betonte er, dass er den Berliner nicht nachmachen möchte, aber dazu verhilft, die Zeit nachzuempfinden.
Mit „Berlin ist ja so groß“, „In den 50 Jahren ist alles vorbei“, „Nehmen Alten“,, „Alles weg’n de Leut“ und „Wie reizend sind die Fragen“ hat er die bekanntesten und amüsantesten Couplets ausgewählt, die er in Frack und Zylinder charmant und galant vortrug. Bei der musikalischen Frage „Kannst du pfeifen, Johanna?“ wurde das Publikum einbezogen. Den melancholischen Sehnsuchtsschmachtsfetzen „Wenn die Sonne hinter den Dächern versinkt“ hat einst Peter Kräuter komponiert.
Bei „Er heißt Waldemar“ hatte der Pianist Hans Rücker als Charmeur seinen Auftritt. Am Kontrabass heizte Max Schaaf mächtig ein.
Die frivole, freche, mondäne und burschikose Stil-Mischung im Look der Zwanziger belohnten die Zuschauer mit lang anhaltendem Applaus. Beim „Rausschmeißer“, „Mein Bruder macht im Tonfilm die Geräusch“ durften sie als Katzen (Frauen) und Hunde (Männer) noch einmal kräftig mitmischen.