Swing und kölsche Wahrheiten
Die „Glühwürmchen“ begeistern im Senftöpfchen
von Roland Meurer / Kölner Stadtanzeiger / 10.04.2019
Sie singen vierstimmig, spielen mit zwei Violinen, Cello und Klarinette und werde von Piano und Kontrabass begleitet. So, wie in der Originalbesetzung vor 30 Jahre, als „Papa“ Joe Buschmann, Gründer des legendären Kölner Jazzlokals „Em Streckstrump“ und des „Klimperkastens“, mit seinen Schwiegertöchtern Marion und Elke Buschmann 1989 das Swing-Ensemble „Die Glühwürmchen“ gründete.
Am Sonntagabend feierten die vier Volkalkünstlerinnen Anne-Sophie Mund (Violine), Thanh Mai Susann Kieu (Violine), Imke Frohen (Cello) und Elke Buschmann (Klarinette) sowie Pianist Hand Rücker und Bassist Max Schaaf mit ihrem aktuellem Programm „Ach, wie mich das aufregt“, Konzertpremiere im voll besetzten Senftöpfchen Theater.
Anlässlich ihres 30-jährigen Bestehens präsentierten die „Glühwürmchen“ ausschließlich Arrangements des im Oktober 2015 verstorbenen Musikers Joe Buschmann. Im Slowfox-Tempo starteten die Künstler mit „Liebling, mein lässt dich grüßen“ aus der Tonfilm-Operette „Die Drei von der Tankstelle“ in den gut zweistündigen Konzertabend. Paul Lincke Stück „Glühwürmchen, Glühwürmchen flimmre. flimmre“, stand anschließend Pate für die Namensgebung des Swing-Ensembles vor 30 Jahren.
Im typischen 1920er-Look mit Fransenkleid, Perlenkette, Boa und Stirnband, im zweiten Teil mit Frack und Zylinder, ließen die vier quirligen Ladys die wilden Zwanziger wieder lebendig werden.
Mit mondäner Leichtigkeit präsentierten sie lupenrein gesungene und fettige gespielte Swing-Nummern, ganz im Stil der US-amerikanischen Andrew-Sisters. Auch Jazz-Standards wie „Puttin‘ On The Ritz“ oder „Ain’t She Sweet“ haben bis heute nicht von ihrem Reiz verloren. Frech-fröhlich moderieren sich die Damen abwechselnd durchs Programm, das immer wieder überrascht. Denn so manchen Originaltext aus den goldenen 1920er Jahren projizieren die „Glühwürmchen“ in die heutige Zeit oder mixen ihn mit kölschen Wahrheiten.
Aus Zahl Leanders kühnem Held „Waldemar“ wird der gleichnamige Held in der Küche: „Der Thermomix heißt heute Waldemar, und kocht wunderbar“. Hildegard Knefs Klassiker „Wenn die Sinne hinter den Dächer versinkt“ mutiert zum kölschen „Wenn et Sönnche hinger de Domspetze versinkt, bin ich mit mingem Dünnes allein“. Applaus.
„Wir lieben das Geräusch“, sagt Elke Buschmann und klimpert mit den Wimpern. Ihr Ehemann Hanns Buschmann vervollständigt als Vortragskünstler den kurzweiligen Jubiläumsabend mit Couplets und Chansons von Igelhoff, Holländer, Tucholsky und des großen Komikers Otto Reutter. Klassiker wie „Der Überzieher“ honorierten die Gäste mit viel Beifall. Seine Couplets bildeten ein pointiertes Gegenstück zu den männerkritischen, frechen, frivolen Chansons der Damen.